Everything Everything in der Kantine Köln – „Get To Heaven“ feiert Geburtstag

Am 3. November 2025 verwandelte sich die Kantine in Köln in ein vibrierendes Zentrum für Art-Pop und Elektronik: Everything Everything gastierten mit ihrer „Get To Heaven – 10th Anniversary Tour“ und zeigten eindrucksvoll, dass ihr eigenwilliger Sound auch ein Jahrzehnt nach dem Erscheinen des Albums nichts an Kraft und Relevanz verloren hat.

Schon beim Einlass war spürbar, dass sich hier echte Fans versammelt hatten – Menschen, die jede Zeile mitsingen, jede rhythmische Wendung fühlen. Die Kantine, mit ihrer Mischung aus Club-Charme und Konzerthalle, bot dafür den perfekten Rahmen: nah genug für Intimität, groß genug für Druck und Dynamik. Die Bühne war schlicht gehalten, der Fokus lag auf Licht und Bewegung. Warm getönte Spots und stroboskopartige Akzente gaben den Songs eine visuelle Textur, die perfekt mit den kantigen Beats der Band harmonierte.

Everything Everything begannen ihr Set mit einem kraftvollen Einstieg in das Jubiläumsalbum und ließen kaum Zeit zum Durchatmen. „Distant Past“ und „Regret“ wurden gefeiert, als wären sie eben erst erschienen – frisch, energetisch, hochpräzise. Zwischen den Songs suchte Frontmann Jonathan Higgs immer wieder den Kontakt zum Publikum, mit einer Mischung aus Ironie und ehrlicher Freude. Die komplexen Gesangsläufe und verschachtelten Rhythmen, die auf Platte oft fast akademisch wirken, bekamen live eine ganz eigene Wärme und Körperlichkeit.

Besonders eindrucksvoll war der Moment, als die Band „No Reptiles“ anstimmte. Das Licht dimmte sich, das Publikum rückte dichter zusammen, und plötzlich lag eine fast andächtige Stille über der Menge – bis Higgs’ Stimme die Zeile „I’m going to kill a stranger“ wie ein Mantra durch den Raum jagte. Gänsehaut, pure Konzentration, kein unnötiger Effekt, nur Musik, Stimme, Emotion.

Klanglich war der Abend weitgehend überzeugend. Die Kantine ist akustisch nicht immer einfach, aber die Band hatte ihren Mix im Griff. 

Die elektronischen Elemente verschmolzen sauber mit Schlagzeug und Gitarre, und auch wenn der Bass an manchen Stellen kräftig über die Magengrube kam, passte es zur physischen Intensität des Konzerts.

Nach gut anderthalb Stunden verabschiedeten sich Everything Everything mit einem kurzen, aber intensiven Zugabenblock – ein energiegeladenes Finale, das zeigte, warum diese Band trotz aller Experimentierfreude immer auch Pop ist: zugänglich, tanzbar, klug.

Fazit: Ein Konzert, das sowohl nostalgisch als auch zukunftsweisend war. Everything Everything erinnerten in Köln daran, dass Pop auch komplex, schräg und emotional sein darf – und dass ein Album wie Get To Heaven auch nach zehn Jahren nichts an Strahlkraft eingebüßt hat. Für alle, die dabei waren, war es ein Abend, der lange nachhallt, und für alle anderen eine klare Empfehlung, beim nächsten Mal unbedingt hinzugehen.

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